hr-iNFO-Büchercheck: Der Löwensucher von Kenneth Bonnert

hr-iNFO-Büchercheck: Der Löwensucher von Kenneth Bonnert

28.01.2016

Kenneth Bonert wurde 1972 in Johannisburg, Südafrika, geboren und lebt seit seinem 17. Lebensjahr in Kanada. Nach einigen Kurzgeschichten ist vor zwei Jahren sein erster Roman erschienen und mit etlichen Preisen bedacht worden. Jetzt ist das Buch unter dem Titel „Der Löwensucher“ auf Deutsch übersetzt worden.
hr-iNFO Bücherchecker Alf Mentzer hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Der Roman erzählt ein weitgehend unbekanntes Kapitel der südafrikanischen Geschichte, nämlich die der jüdischen Emigration von Europa nach Südafrika zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Was mir vollkommen unbekannt war und diese Geschichte so faszinierend macht, fast alle stammten aus einem kleinen Schtetl im Osten Litauens. Vor diesem historischen Hintergrund erzählt Kenneth Bonert seine Geschichte vom Erwachsenwerden des jüdischen Emigrantenkindes Isaac im Johannisburg der 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. In diesem Spannungsfeld sucht Isaac sein Glück, arbeitet sich hoch, verliebt sich und wird enttäuscht, wird verraten, wird auch selbst zum Verräter und muss feststellen, dass er der tragischen Geschichte seiner Familie nicht entkommen kann.

Wie ist es geschrieben?
Kenneth Bonert erzählt die Geschichte des jungen Isaac im Stil eines klassischen Entwicklungsromans, von den Straßenkämpfen in den Straßen des Ghettos von Johannisburg über die erste Liebe zu der Tochter eines wohlhabende Südafrikaners bis zu den Auseinandersetzungen mit Nazisympathisanten, die ihm das Leben zur Hölle machen. Aber Bonert lässt uns nicht einfach Partei für Isaac ergreifen. Er zeigt seine Hauptfigur in ihrer ganzen Vielschichtigkeit und inneren Zerrissenheit. Etwa wenn er, der Jude, keinerlei Rücksicht gegenüber seinen schwarzen Nachbarn zeigt.

„Isaac holt zittrig Luft und reibt sich mit einem Fingerknöchel über die Nase: Jetzt komm schon, die Schwarzen sind, wie sie sind. Das weiß jeder. Wie sie aussehen, wie sie riechen. Wie ihre Sprache klingt. Wie sie sich bewegen. Wie sie mit ihren Mädchen umgehen und so. Diese Herumtanzerei. Anders, alles anders! Du kannst einen Schwarzen nicht mit einem Juden vergleichen. Ein Jude wie ich ist ein Weißer. Wir sind Weiße.“

Wie gefällt es?
„Der Löwensucher“ hat mich tief beeindruckt. Ich habe viel gelernt, ohne das Gefühl gehabt zu haben, auf der 800-Seiten-Strecke auch nur eine Sekunde belehrt, geschweige denn gelangweilt worden zu sein. Dieser Roman hat alles, was ein packender Lesestoff braucht, komplexe Figuren, packende Schicksale, romantische, tragische und auch komischen Szenen. Was will man mehr?

hr-iNFO

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Leinen, 787 S.
Sprache: Deutsch
Diogenes Verlag AG
ISBN: 9783257069235

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